52 Jahre geraucht – und dann stressfrei aufgehört

Keine Versprechen, nur Taten


Von Fernando Wambier


Die erste Zigarette

Ich kann mich noch an den Geruch erinnern.
Es war Anfang der 70er. Überall hing Rauch in der Luft – in Büros, Restaurants, selbst im Krankenhausflur. Im Flugzeug drückten Manager ihre Kippen aus, kurz bevor das Essen kam.

Damals fragte niemand: „Rauchst du?“ – Man fragte eher: „Welche Marke?“

Ich war jung, neu im Job, und die Zigarette war wie ein Ausweis für Zugehörigkeit. Wer nicht rauchte, gehörte nicht richtig dazu. Also fing ich an.


Von der Gewohnheit zum Joker

Mit der Zeit war Rauchen nicht mehr nur eine Sucht. Es wurde zu meinem Trumpf im Ärmel – zum Entspannen, zum Nachdenken, um die Routine zu durchbrechen.

  • Stresskiller nach hitzigen Meetings.
  • Pausenschalter, wenn der Kopf voll war.
  • Rhythmusgeber zwischen Aufgaben.

Ich wusste, dass sie mir schadete. Aber sie war immer da, immer griffbereit.


Auf Reisen, überall Rauch – und Geschichten

Als internationaler Berater war ich ständig unterwegs. Flughäfen, Hotels, Konferenzräume – überall traf ich Menschen.

Manche erzählten mir, wie sie aufgehört hatten. Unterschiedliche Wege, gleiche Entschlossenheit. Manche hörten von heute auf morgen auf. Andere kämpften sich Schritt für Schritt voran.

Diese Geschichten blieben in meinem Kopf. „Vielleicht kannst du auch eines Tages aufhören“, flüsterte eine Stimme, die ich damals noch ignorierte.


Viele Anläufe, viele Rückfälle

Ich versuchte es – immer wieder.

Willenskraft. „Magische“ Starttage. Nikotinkaugummis. Bücher.

Jedes Mal hielt es eine Weile. Und dann – ein schwacher Moment, eine stressige Woche – und ich war wieder dort, wo ich angefangen hatte.

Nicht, weil ich zu schwach war. Sondern weil die Methode nicht zu mir passte.


2017 – der Wendepunkt

Es war kein dramatischer Tag, kein „Jetzt oder nie“-Moment.

Es war eher das ruhige, aber feste Gefühl: Diesmal mache ich es anders.


Ich tat drei Dinge:

1️⃣ Ich holte mir Hilfe

Der wichtigste Schritt war, mir einzugestehen: Allein schaffe ich es vielleicht nicht – und das ist okay.

Ich ging zu meinem Arzt und sprach offen über meine Situation. Er half mir, einen individuellen Plan zu erstellen, der zu meinem Alltag passte.

Zwölf Wochen lang trug ich Nikotinpflaster – sie gaben meinem Körper weiterhin eine kontrollierte Menge Nikotin, ohne die schädlichen Stoffe des Tabakrauchs. Das verhinderte den „kalten Entzug“ und hielt meine Stimmung stabil.

Für die besonders harten Momente – nach dem Essen, in stressigen Situationen oder wenn alte Gewohnheiten anklopften – nutzte ich Nikotinspray. Der schnelle Effekt verschaffte mir sofortige Ruhe und verhinderte Rückfälle.

Diese Kombination aus medizinischer Begleitung und Nikotinersatz hat mir nicht nur die Angst vor Entzugserscheinungen genommen, sondern mir das Gefühl gegeben, nicht wehrlos zu sein.


2️⃣ Ich änderte meine Gewohnheiten

Rauchen ist nicht nur eine körperliche Sucht, sondern auch ein Ritual. Immer gleiche Situationen, immer gleiche Handgriffe.

 Also habe ich diese Rituale umgebaut:

  • Statt zur Zigarette griff ich zum Glas Wasser. Das half nicht nur, den Drang zu überbrücken, sondern gab meinem Körper auch etwas Gutes zurück.
  • Ich baute bewusste Pausen ein, ohne Zigarette. Manchmal ging ich kurz ans Fenster, schloss die Augen, atmete tief ein und aus.
  • Der wichtigste neue Baustein: täglich 30 Minuten spazieren gehen. Anfangs war das nur Bewegung, dann wurde es mein persönlicher „Reset-Knopf“. Die frische Luft, der Rhythmus der Schritte, das Gefühl, meinen Körper zu spüren – all das half mir, den Kopf frei zu bekommen und meine Stimmung zu stabilisieren.

Diese neuen Routinen ersetzten nicht nur das Rauchen, sie gaben mir auch etwas zurück, das die Zigarette mir nie geben konnte: echte Erholung.


3️⃣ Ich tat es nicht allein

Alleine aufzuhören, kann sich anfühlen wie ein Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner.

Deshalb meldete ich mich für ein Gruppenseminar an. Dort saßen Menschen, die genau wussten, wie es ist, wenn die erste Zigarette des Tages lockt oder der Stresspegel steigt.

Wir tauschten Erfahrungen aus, lachten über unsere eigenen Tricks, um Versuchungen zu umgehen, und sprachen ehrlich über Rückschläge.

Dieses „Wir sitzen im selben Boot“-Gefühl war unbezahlbar. An Tagen, an denen ich Zweifel hatte, hat mich die Gruppe aufgefangen. An Tagen, an denen ich stark war, konnte ich andere stützen.

Gemeinsam war der Weg leichter – und jeder kleine Erfolg wurde doppelt gefeiert.


Das Leben ohne Rauch

Die ersten Tage waren ungewohnt – als hätte ich meine Uhr vergessen. Aber nach ein paar Wochen begann ich, die Freiheit zu spüren.

Keine Unterbrechungen mehr, keine Jagd nach der nächsten Zigarette. Mehr Energie, klarerer Kopf, bessere Laune.


Vom Raucher zum Begleiter
Heute begleite ich andere auf diesem Weg – sowohl Unternehmen als auch private Leute, die aufhören wollen, ohne Druck, ohne erhobenen Zeigefinger.

Keine Wundermittel, keine falschen Versprechen. Nur Werkzeuge, die funktionieren, und Erfahrungen, die ehrlich sind.


Der erste Tag?

Der perfekte Moment, um aufzuhören, existiert nicht.

Aber jeder Tag kann der erste sein.

Heute, morgen… entscheidend ist der erste Schritt.



Schluss mit Kippen: Die beste Investition meines Lebens

Ich hab die Kippen in den Wind geschossen – kein Stress, keine Wunder… und gemerkt, dass es viel leichter war, als alle immer erzählen.


Von Fernando Wambier – nach der wahren Geschichte von Andrew S. (Wayne, PA, USA)


Der Moment, in dem’s Klick gemacht hat

Ich bin 47 Jahre alt, lebe am Stadtrand von Philadelphia und führe eine Steuerberatungsfirma mit mehr als zwanzig Mitarbeitern.
Mein Job? Logik, Strategie, alles im Griff haben. Mein Leben? Ein fetter Widerspruch: Bis zu 50 Zigaretten am Tag. Angefangen mit 14, und irgendwann war die Kippe in jedem Moment drin – morgens direkt nach dem Aufstehen, nach dem Kaffee, nach Meetings, im Auto…

Klar hab ich zigmal versucht, aufzuhören. Immer gleich: Nervös, mies drauf, schlaflos… und zack – Rückfall.
Der Tiefpunkt? Ich hörte, wie ein Kollege zu einem anderen sagte: „Man sieht es ihm an den Augen an… der ist innerlich kaputt.“ Das hat gesessen. Da wurde mir klar: Ich schrotte nicht nur meine Lunge, sondern auch meinen Führungsstil und den Frieden zu Hause.


Diesmal ganz oder gar nicht

Ich wusste: Entweder jetzt richtig oder gar nicht. Also ab zum Arzt – aber diesmal kein Pflaster, keine Pillen. Stattdessen ein Rundum-Paket aus drei Dingen, die zusammen den Unterschied gemacht haben: Gruppe, Hypnose und Auriculotherapie.


Die Gruppe: gemeinsam ist leichter

Die Gruppentherapie war wie vom Rudern allein aufs Segelboot mit Crew zu wechseln. Acht Wochen lang zusammen mit Leuten, die auch rauchfrei werden wollten – ohne den ganzen Entzugs-Horror.
Wir waren brutal ehrlich: sprachen über die Momente, in denen’s schwerfiel, lachten über unsere Tricks, feierten jeden kleinen Sieg. Die Gruppe hat mich in den harten Phasen getragen und mir beigebracht, wie man Gewohnheiten wirklich umbaut.


Hypnose: Autopilot aus

Am Anfang war ich skeptisch. Hypnose? Klingt nach Show und Pendel. Aber klinische Hypnose ist was anderes: tiefe Konzentration, Entspannung – und dein Kopf ist offen, um alte Muster zu knacken.
Mein Therapeut half mir, die automatischen Kippen-Momente zu entkoppeln: der Kaffee, der „unbedingt“ eine Zigarette brauchte, die Pause nach dem Meeting, der Stressmoment. Hypnose war wie den Autopiloten ausschalten, der mich immer wieder zur Schachtel greifen ließ.


Auriculotherapie: den Körper runterfahren

Auriculotherapie kommt aus der traditionellen chinesischen Medizin. Die Idee: Dein Ohr ist wie eine Landkarte des Körpers. Es werden Punkte stimuliert – bei mir ohne Nadeln, sondern mit kleinen Kügelchen – um Nervosität zu senken und das Nervensystem zu beruhigen.
Gerade in den ersten Tagen, wenn man normalerweise auf 180 ist, war das Gold wert. Die Lust aufs Rauchen war nicht komplett weg, aber so leise, dass ich’s locker aushalten konnte.


Der Cut

Am Abend vor „Tag Null“ hab ich alles entsorgt: Aschenbecher, Feuerzeuge, Päckchen – weg damit. Der erste Morgen ohne Kippe war hart, aber ich ging zur Gruppe, ohne auch nur eine angezündet zu haben. Seitdem – kein Rückfall.

Heute, zwei Jahre später: kein Verlangen, kein Mangelgefühl. Ich schlafe besser, hab mehr Energie, bin klarer im Kopf und – vielleicht das Wichtigste – ich führe entspannter, fokussierter und glaubwürdiger.


Die beste Investition ever

„Schluss mit Kippen“ hat mich keine Millionen gekostet und keine Wunder gebraucht. Aber es hat mir etwas geschenkt, das unbezahlbar ist: Freiheit. Und die nehme ich überall mit hin – ins Büro, nach Hause, in jeden Atemzug.


Wir haben nicht aus Angst mit dem Rauchen aufgehört, sondern aus Überzeugung
Von Fernando Wambier – basierend auf dem Erfahrungsbericht von Conchita und Manuel M. (Barcelona, Spanien)


Wir sind Conchita und Manuel, ein Paar und Tierärzte in Barcelona. Von Anfang an haben wir versucht, im Einklang mit unseren Werten zu leben: gesunde Ernährung, Nähe zur Natur und ein Beruf, den wir als echte Berufung empfinden. Wir glauben daran, zu pflegen, zu begleiten und Leben zu bewahren. Doch es gab etwas, das nicht in diese Harmonie passte: Wir rauchten.

Wir griffen zwischen den Behandlungen zur Zigarette, auf dem Weg zu Kunden oder sogar beim Spaziergang im Park. Es war Teil unseres Alltags, eine Gewohnheit, die uns unverzichtbar schien. Und obwohl wir wussten, dass es uns Gesundheit und Energie kostete, fanden wir keinen Ausweg. Wir hatten versucht zu reduzieren, sogar abrupt aufzuhören – doch die Angst, die Leere und die Rückfälle brachten uns immer wieder zurück. Im Stillen trugen wir den Widerspruch mit uns: Gesundheit predigen, aber die eigene aufs Spiel setzen.


Der Wendepunkt kam völlig unerwartet – auf einer Hochzeit in Portugal. Dort trafen wir Jacinta, eine Psychologin, die uns mit ihrer Ruhe beeindruckte. Sie erzählte, wie sie ohne Stress und Kampf aufgehört hatte zu rauchen – mit Yoga, Entspannung und einem tiefen mentalen Wandel. Ihre Worte waren für uns ein Auslöser: Sie zeigte uns, dass Veränderung nicht Verzicht oder Strafe bedeuten muss, sondern Sinn.


Uns wurde klar: Wir rauchten nicht aus Genuss, sondern aus Routine, Stress und einem Kontrollbedürfnis, das nie wirklich erfüllt war. Die Zigarette war nur ein schneller Ausweg – und hinterließ doch Müdigkeit, Inkohärenz und Frust. Was wir brauchten, war nicht mehr Willenskraft, sondern etwas, das uns aufrichtig tragen konnte.


Also suchten wir Hilfe – und fanden sie mit professioneller Begleitung. Ein Teil des Prozesses war Nikotinkaugummi, der uns in kritischen Momenten unterstützte. Der Kaugummi gibt kleine, kontrollierte Mengen Nikotin frei, lindert Entzugssymptome und verringert das Verlangen nach einer Zigarette – jedoch ohne die schädlichen Wirkungen des Tabaks. Für uns war er wie eine Brücke in den ersten Wochen, bis die Anziehungskraft der Zigarette allmählich nachließ. Gleichzeitig meldeten wir uns zu einem Yoga-Retreat in Asturien an.


Dort, umgeben von Bergen und Stille, fanden wir das, wonach wir gesucht hatten: echte Ruhe. Yoga wirkt, indem es körperliche Haltungen, Atemtechniken und Entspannung miteinander verbindet, um Stress zu reduzieren, den Körper ins Gleichgewicht zu bringen und die geistige Klarheit zu fördern. Wir lernten, tiefer zu atmen, Angst durch Meditation zu bewältigen und Spannungen auf der Matte loszulassen. Anstatt gegen das Rauchen anzukämpfen, entwickelten wir neue, gesündere Routinen.


Und mitten in diesem Prozess entstand etwas, das uns noch stärker bewegte als die Befreiung vom Rauchen selbst. In langen Gesprächen, bei Spaziergängen und in stillen Momenten tauchte immer wieder ein alter Traum auf, den wir jahrelang beiseitegeschoben hatten: ein Tierheim zu gründen. Kein gewöhnliches Tierheim, sondern ein Ort für jene Tiere, die sonst kaum eine Chance hätten – alt, krank, ausgesetzt oder am Ende ihres Lebens. Die Idee, diesen Lebewesen Schutz und Würde zu geben, war schon lange in uns, doch erst jetzt, befreit von der Abhängigkeit, hatten wir die Kraft und Klarheit, sie ernsthaft anzugehen. Schritt für Schritt begannen wir, konkrete Pläne zu schmieden: Wir suchten nach einem geeigneten Gelände, klärten rechtliche Fragen, sammelten Spenden und richteten erste Räume ein. Jeder kleine Fortschritt fühlte sich an wie ein Sieg – nicht nur für uns, sondern für all die Tiere, die wir vor unserem inneren Auge bereits sahen.


Dieses Projekt wuchs schnell über eine bloße Idee hinaus und wurde zum Herzstück unseres neuen Lebens. Es war weit mehr als ein Ziel: Es wurde zu unserem echten Ersatz für das Rauchen, ja sogar zu einem viel stärkeren Antrieb. Alles, was wir früher in der Zigarette gesucht hatten – kurze Pausen, Ablenkung vom Stress, eine Art Struktur für den Alltag – fanden wir nun in der Arbeit im Tierheim. Aber hier war es auf eine andere, tiefere Weise: in jeder Rettung, in jeder Genesung, in den leuchtenden Augen eines Tieres, das wieder Vertrauen fasste. Das Tierheim schenkte uns nicht nur Sinn und Motivation, sondern auch ein Gefühl von innerer Ausgeglichenheit und Zugehörigkeit. Wir erkannten, dass wir den Zigaretten nie wirklich nachgetrauert hatten – wir hatten sie schlicht durch etwas ersetzt, das unser Leben reicher machte und das Leben anderer rettete.


Heute, sechs Jahre später, sind wir immer noch rauchfrei. Wir atmen leichter, haben mehr Energie und leben spürbar authentischer. Am wertvollsten ist jedoch das Gefühl der Kohärenz: dass das, was wir denken, sagen und tun, in eine Richtung geht.


Und der Wandel blieb nicht nur bei uns. Auch in unserem Umfeld wirkte er nach. Einer unserer Mitarbeiter beschloss, mit dem Rauchen aufzuhören – inspiriert von unserer Geschichte. Wir begleiteten ihn und sahen, wie er Schritt für Schritt Energie und Vertrauen zurückgewann. Das bestätigte uns eine wichtige Wahrheit: Wenn jemand Unterstützung und ein Vorbild bekommt, gewinnt er Gesundheit und Engagement. Und wenn eine Organisation solche Prozesse fördert, wird ihre Kultur stärker und menschlicher.


Mit dem Rauchen aufzuhören war für uns kein Akt der Angst und keine Strafe. Es war ein Akt der Liebe zu uns selbst, der Kohärenz – und des Sinns. Und genau das trägt uns bis heute.


Meine schwierigste Patientin war ich selbst: die Zahnärztin, die mit dem Rauchen aufhörte
Von Fernando Wambier – basierend auf dem Erfahrungsbericht von Denise K. (Rio de Janeiro, Brasilien)


Ich bin Zahnärztin und habe mehr als 20 Jahre lang geraucht. Ich fing mit 16 an, fast wie ein soziales Spiel, indem ich älteren Freundinnen folgte und ohne viel über die Konsequenzen nachzudenken. Am Anfang waren es nur ein paar Zigaretten auf Partys oder Treffen, doch mit der Zeit schlich es sich in meine tägliche Routine ein. Zuerst nach dem Aufstehen, dann zwischen Patienten, nach einem stressigen Tag – und später… zu jeder Zeit. Rauchen wurde automatisch. Obwohl ich im Gesundheitswesen arbeitete, empfand ich es als etwas „Normales“, fast Unsichtbares. Bis es das nicht mehr war.


Egal wie sehr ich mich bemühte, den Geruch zu verbergen – er drang durch Handschuhe und Maske. Ich konnte ihn nicht verstecken. Manche Patienten bemerkten es mit einem unangenehmen Blick, andere mit einem scherzhaften Kommentar, aber alle spürten es. Und ich auch: Meine Zähne begannen sich zu verfärben, meine Haut wirkte matter, mein Atem veränderte sich und meine Energie war nicht mehr dieselbe. Dieser Widerspruch wurde unerträglich: Wie konnte ich über Mundgesundheit und Prävention sprechen, während ich mir selbst schadete? Mit 36 beschloss ich, das Rauchen aufzugeben.


Ich versuchte es allein, immer wieder, aber es war viel schwieriger, als ich gedacht hatte. Der Entzug traf mich hart: Reizbarkeit, Angst, Konzentrationsschwierigkeiten. Ich fühlte mich gefangen in einem Kreislauf. Das Erste, was mir wirklich half, war das Nikotin-Mundspray. Diesmal war es anders, denn bei früheren Versuchen hatte ich mich ohne Unterstützung hineingestürzt, vertraute nur auf meine Willenskraft – und gab immer wieder der Angst nach. Das Spray veränderte die Spielregeln: klein, unauffällig und mit einer präzisen Dosis Nikotin über die Mundschleimhaut. Seine Wirkung ist fast sofort spürbar: Es lindert das akute Verlangen nach einer Zigarette in weniger als einer Minute – genau in dem Moment, in dem die Versuchung stärker scheint als man selbst. Ich trug es immer bei mir, in der Kitteltasche oder in der Handtasche, wie eine persönliche Rettungsleine. Es zu benutzen, gab mir die Sicherheit, die ich brauchte, um kritische Momente ohne Rückfall zu überstehen. Zu wissen, dass ich dieses Hilfsmittel griffbereit hatte, ermöglichte es mir, Impulsen zu widerstehen, die früher unbesiegbar wirkten, und ließ mich vor allem spüren, dass ich diesmal nicht blind kämpfte, sondern mit einem konkreten, wirksamen Werkzeug, das mich in meiner Entscheidung festhielt.


Außerdem begann ich, mich genau zu beobachten. Ich beschloss, jede Zigarette aufzuschreiben: wann, warum, mit wem, wie ich mich fühlte. Dabei entdeckte ich etwas Aufschlussreiches: Die meisten waren automatisch, fast unbewusst. Ich rauchte nicht, weil ich es brauchte, sondern weil ich es mit alltäglichen Gesten verknüpfte: ein Kaffee, eine Pause zwischen Patienten, ein schwieriger Anruf. Diese Beobachtung half mir, die Fallen vorauszusehen und meine Routinen zu ändern: Ich tauschte Kaffee gegen Tee, fügte kurze Spaziergänge hinzu, lernte, Pausen ohne Zigarette einzulegen, und mied Orte, an denen Menschen rauchen, weil ich wusste, dass die Versuchung dort stärker wäre.


Meine erste rauchfreie Woche verbrachte ich außerhalb der Stadt, in einem kleinen Hotel in den Hügeln von Petrópolis, umgeben von Grün, Nebel und Stille. Nah genug an Rio, aber weit weg vom Lärm der Welt und all den Ablenkungen, die mich in die alte Gewohnheit zurückdrängten. Dieser improvisierte Rückzug verschaffte mir Luft. Inmitten der Ruhe der Berge konnte ich wirklich auf mich hören und meine Entscheidung bekräftigen. Es war nicht nur ein Raum zur Entgiftung des Körpers, sondern auch, um meinen Geist zu ordnen.


Fünf Jahre sind vergangen, und die Zigarette hat keinen Platz mehr in meinem Leben. Heute fühle ich mich stimmiger mit meinem Beruf, mehr im Einklang mit dem, was ich meinen Patienten vermittle. Ich habe mehr Energie, Selbstwertgefühl und Klarheit bei der Arbeit. Interessanterweise zeigte sich die größte Wirkung nicht nur bei mir, sondern auch bei den Menschen um mich herum. Eine Assistentin der Praxis, die seit ihrer Jugend rauchte, gestand mir, dass mein Prozess sie inspiriert hatte, es ebenfalls zu versuchen. Ich teilte mit ihr, was mir geholfen hatte, ermutigte sie, auch das Spray zu nutzen, ihre Gewohnheiten zu beobachten und sich bei Rückschlägen nicht zu bestrafen. Ich begleitete sie Schritt für Schritt… und heute ist sie seit über einem Jahr rauchfrei.


Dieser Moment öffnete mir die Augen: Mit dem Rauchen aufzuhören ist nicht nur eine persönliche Entscheidung. Es ist auch eine Gelegenheit, Menschen in unserer Umgebung positiv zu beeinflussen. Wohlbefinden ist ansteckend. Wenn jemand den Schritt geht, inspiriert er andere – zu Hause, bei der Arbeit und in engen Beziehungen.


Was hat mir geholfen?
✔️ Meine Gewohnheiten beobachten und aufschreiben, was ich automatisch tat.
✔️ Auslöser ersetzen, nicht nur dagegen ankämpfen.
✔️ Um Verständnis zu Hause und bei der Arbeit bitten, statt alles allein zu tragen.
✔️ Das Nikotin-Spray in dringenden Momenten benutzen – ohne Schuldgefühle.


Wenn jemand darüber nachdenkt aufzuhören, muss er nicht auf den „perfekten Moment“ warten. Dieser Moment kommt selten. Der beste Zeitpunkt ist der, an dem man die Entscheidung trifft. Und ja, es ist möglich.


Der kleine Hund, der mir half, mit dem Rauchen aufzuhören

Von Fernando Wambier – basierend auf dem Erfahrungsbericht von Dieter W. (Salzburg, Österreich)


Ich hätte nie gedacht, dass ein einfacher Aushang am Schwarzen Brett meiner Arbeit mein Leben verändern könnte. Fast fünfzig Jahre lang habe ich geraucht. Was als jugendliche Nachahmung begann – ein Versuch, erwachsener zu wirken – entwickelte sich zu einer festen Gewohnheit, die mich durch mein gesamtes Berufsleben begleitete.


Über drei Jahrzehnte arbeitete ich als Küchenchef in einem Luxushotel in den österreichischen Alpen. So idyllisch der Ort auch war, die Arbeit war hart: Das Tempo in der Küche war unerbittlich, der Druck konstant, und richtige Pausen waren selten. In diesem Umfeld galt die Zigarette als legitime Pause, als kleine Belohnung. Da die meisten meiner Kollegen ebenfalls rauchten, wurde es Teil der Kultur. Eine Zigarette anzuzünden war nicht nur ein persönlicher Akt, sondern fast schon ein gemeinsames Ritual. Rauchen wurde automatisch – es begleitete Momente der Anspannung, der Erleichterung und der Erschöpfung.


Oft versuchte ich aufzuhören. Ich versprach mir selbst: „Dies ist die letzte Packung“, probierte verschiedene Methoden aus, schaffte es sogar ein paar Tage ohne Zigaretten. Aber immer fand ich eine Ausrede: Stress, Routine, Müdigkeit – oder einfach die Gewohnheit. Mit den Jahren jedoch hörte die Zigarette auf, mich zu beruhigen. Ich zündete eine an und spürte keine Entlastung mehr, nur noch Erschöpfung. Es war weniger körperlich als vielmehr seelisch. Etwas in mir begann zu zerbrechen.


Eines Tages entdeckte ich am Schwarzen Brett einen Hinweis: Die Hotelleitung bot ein zweiwöchiges Seminar direkt vor Ort für Mitarbeiter an, die mit dem Rauchen aufhören wollten. Meine erste Reaktion war Skepsis. „Nach so vielen Jahren – wie soll mir ein Seminar helfen?“ dachte ich. Und trotzdem meldete ich mich an. Eine fast beiläufige Entscheidung, ohne große Erwartungen… und doch der Wendepunkt meines Lebens.


Die Gruppentreffen überraschten mich. Es gab keine Vorwürfe, keine erhobenen Zeigefinger. Stattdessen fand ich Unterstützung, Verständnis und vor allem klare Informationen. Zum ersten Mal verstand ich, wie meine Sucht funktionierte, und entdeckte praktische Werkzeuge, um sie zu lösen. Ich probierte Nikotinpflaster aus, die den Wirkstoff langsam über die Haut abgeben und das Verlangen lindern. Zu meiner Überraschung wirkten sie besser, als ich gedacht hätte.


Gleichzeitig begann ich, kleine Veränderungen in mein Leben einzubauen, die mich einer gesünderen Version meiner selbst näherbrachten. Ich verzichtete vollständig auf Alkohol, reduzierte den Kaffee, trank mehr Wasser und begann regelmäßige Spaziergänge. Diese Runden an der frischen Alpenluft wurden zu einem Zufluchtsort, an dem ich Ruhe und Präsenz wiederfand. Ich merkte, dass Stille, frische Luft und der gleichmäßige Rhythmus des Gehens mir gaben, was die Zigarette schon lange nicht mehr konnte: Frieden und Ausgeglichenheit.


Und mitten in diesem Prozess tauchte – fast zufällig – ein neuer Verbündeter auf: ein eigensinniger, aber treuer kleiner Dackel, der genau zur richtigen Zeit in mein Leben kam. Ihn aufzunehmen war eine weitere dieser scheinbar kleinen Entscheidungen mit großer Wirkung. Mit ihm morgens und abends spazieren zu gehen, festigte nicht nur meine neue, gesunde Gewohnheit, sondern schenkte mir auch treue Gesellschaft. Ohne dass ich es geplant hatte, wurde dieser Hund mein wahrer, langfristiger Ersatz für die Zigarette. Statt eines Feuerzeugs hielt ich nun eine Leine in der Hand – und eine Erinnerung daran, dass es viel Wertvolleres gibt als Rauch zwischen den Fingern.


Kurz nach dem Aufhören ging ich mit 67 in den Ruhestand. Heute, mit 73, fühle ich mich leichter, kreativer und vor allem freier. Ich habe körperliche und geistige Energie zurückgewonnen, von der ich dachte, sie sei für immer verloren. Mir wurde klar, dass das Aufhören kein heroischer Akt und kein epischer Kampf war – sondern einfach eine realistische Entscheidung, rechtzeitig getroffen.


Und alles begann mit etwas so Alltäglichem wie einem Aushang an meinem Arbeitsplatz – genau an dem Ort, an dem das Rauchen für mich lange selbstverständlich war.


Manchmal braucht es nur den richtigen Impuls im richtigen Moment – und eine gute Begleitung, auch wenn sie vier Beine hat.


Ich erstickte… und trotzdem rauchte ich weiter

Von Fernando Wambier – basierend auf dem Zeugnis von Elizabeth G. (London, Vereinigtes Königreich)


Mein Name ist Elizabeth. Ich bin 48 Jahre alt, lebe in London und arbeite im Luxusimmobilien­bereich. 34 Jahre lang habe ich geraucht. Heute, fast ein Jahr nachdem ich meine letzte Zigarette ausgedrückt habe, kann ich es klar und erleichtert sagen: Mit dem Rauchen aufzuhören hat mein Leben gerettet. Und es hat mir etwas zurückgegeben, von dem ich glaubte, es für immer verloren zu haben – meinen Frieden mit mir selbst.


Meine erste Zigarette zündete ich mit 14 an. Damals fühlte es sich aufregend, fast glamourös an – wie ein geheimer Pass ins Erwachsenenleben. Der Rauch war scharf, brachte mich zum Husten, und doch vermittelte er mir das Gefühl, stärker zu sein, anders, dazuzugehören. Was als Spiel begann, wurde rasch zu einem festen Faden in meinem Leben. Jahrzehntelang war das Rauchen allgegenwärtig: in Momenten des Feierns wie in Momenten der Verzweiflung, an einsamen Abenden und in angespannten Geschäftsverhandlungen. Es war meine ständige Begleitung, meine Ausrede, mein Schutzschild gegen den Druck. Ich redete mir ein, es gäbe mir Stärke, es helfe mir zu denken. In Wirklichkeit raubte es mir meine Energie, meinen Atem und schleichend auch mein Selbstvertrauen.


Unzählige Male versuchte ich aufzuhören. Pflaster, Hypnose, Meditation, Nikotinkaugummis – jede Methode weckte die Hoffnung, diesmal würde ich es schaffen. Doch früher oder später griff ich wieder zur Zigarette. Sie folgte mir wie ein Schatten, stets in meiner Nähe, stets lauernd. Jede Rückkehr brachte Schuldgefühle, Scham und das bedrückende Bewusstsein, Gefangene meiner eigenen Gewohnheit zu sein.


Der Wendepunkt kam auf Mallorca. Eines Abends, nach Wochen intensiver Arbeit, spürte ich plötzlich ein erdrückendes Engegefühl in der Brust. Ich bekam keine Luft. In der Notaufnahme, mit einer Sauerstoffmaske im Gesicht, erfasste mich Todesangst. Der Arzt war schonungslos: „Wenn Sie weiterrauchen, bleibt Ihnen nicht mehr viel Zeit.“ Seine Worte trafen mich härter als jeder Schlag. Ich wollte leben. Und dennoch zündete ich nur wenige Tage später wieder eine Zigarette an. Vielleicht war das der tiefste Punkt – die Erkenntnis, dass nicht einmal die Angst vor dem Tod ausreichte, um mich zu stoppen. Ich rauchte mit Wut, mit Schuldgefühlen, im Wissen, was ich mir antat, und doch unfähig zu widerstehen.


Zurück in London wusste ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich brauchte Hilfe. Mein Arzt verschrieb mir Bupropion und erklärte mir etwas, das ich nie zuvor verstanden hatte: Rauchen war kein bloßes Laster, es war eine Sucht, die mein Gehirn umprogrammiert hatte. Es ging nicht um Stärke oder Schwäche, sondern darum, zu erkennen, dass ich echte, strukturierte Unterstützung brauchte. Dieses Verständnis nahm mir eine enorme Last von den Schultern. Zum ersten Mal sah ich einen Ausweg.

Am achten Tag der Behandlung rauchte ich meine letzte Zigarette. Es gab kein Zeremoniell, keine Tränen, keinen dramatischen Abschied. Nur einen stillen Moment der Gewissheit: Es war vorbei. Die Medikamente hatten den Zwang so weit gedämpft, dass ich eine Entscheidung treffen konnte. Und diesmal entschied ich mich für die Freiheit.


Ich tat es nicht allein. Ich schloss mich einer Selbsthilfegruppe an, und das erwies sich als unschätzbar wertvoll. Den anderen zuzuhören, meine eigene Geschichte zu teilen, über die Ähnlichkeiten in unseren Kämpfen zu lachen – all das zeigte mir, dass ich nicht allein war. Dieses Gefühl von Zusammenhalt gab mir Halt an den Tagen, an denen die Versuchung leise anklopfte.

Die ersten Wochen, die ich immer als Hölle erwartet hatte, verliefen überraschend ruhig. Ich begann, mehr spazieren zu gehen, nahm wieder Yoga auf und achtete bewusst auf meine Ernährung. Jeder Atemzug fühlte sich wie ein kleiner Sieg an, jeder Tag ohne Zigarette wie ein stiller Triumph. Der Stress des Alltags verschwand nicht – das Leben bleibt fordernd –, aber er beherrschte mich nicht länger. Ich lernte, mit meiner Nervosität umzugehen, Herausforderungen auszuhalten und durchzuatmen – ohne Feuerzeug in der Hand.


Auch im Beruf war der Unterschied spürbar. Ich hatte mehr Geduld mit Kunden, mehr Fokus in Besprechungen, mehr Klarheit bei Entscheidungen. Zum ersten Mal seit Jahren war ich ganz präsent – nicht abgelenkt von der ständigen Berechnung, wann ich mir die nächste Zigarette anzünden könnte. Diese Präsenz, diese neue Energie, blieb nicht unbemerkt. Meine Arbeit verbesserte sich, aber auch meine Beziehungen.


Heute, fast ein Jahr später, hatte ich keinen Asthmaanfall mehr. Ich wache auf, ohne diesen trockenen, hartnäckigen Husten, der mich jahrelang jeden Morgen begrüßte. Ich genieße meinen Kaffee, ohne das verzweifelte Bedürfnis, sofort eine Zigarette dazu anzuzünden. Vor allem aber fühle ich nicht länger, dass der Tabak stärker ist als ich. 34 Jahre hat er mir genommen – keinen Tag mehr wird er bekommen.


Das Aufhören bedeutete nicht nur, eine Zigarette auszudrücken. Es bedeutete, ein Gefängnis zu sprengen, einen Pakt zu lösen mit etwas, das mich langsam umgebracht hätte. Es bedeutete, meinen Körper zurückzuerobern, meine Zeit und meine Stimme. Heute sehe ich im Spiegel eine Frau, die frei ist. Und ich weiß nun: Wahre Stärke lag nie darin, noch eine Zigarette anzuzünden, um weiterzumachen – sondern in dem Mut, sie endgültig auszudrücken.